Bislang hatte ich meinen im Gewächshaus angebauten Färberknöterich (Persicaria tinctoria; Syn.: Polygonum tinctorium) – auch Japanischer Indigo genannt – immer nur frisch zum Färben verwendet.
Vor einiger Zeit stieß ich dann auf einen Artikel von Deb Mcclintock, in dem sie das Färben mit den getrockneten Blättern beschreibt.
Da ich in den vergangenen Jahren keine Zeit hatte, die Blätter zum Erntezeitpunkt direkt zu verarbeiten, habe ich sie geerntet, getrocknet und in Papiertüten trocken und dunkel aufbewahrt.
Gestern nun habe ich zum ersten Mal dieses Verfahren ausprobiert. Ich gebe zu, ein wenig skeptisch war ich schon: spricht doch die Färbeliteratur immer davon, dass die Blätter möglichst frisch verwendet werden sollen.
Ich habe von meinem Blättervorrat 100g abgewogen – das ergab etwa einen 10-Liter-Eimer voll (locker eingeschichtet). Obwohl sonst beim Färben das Messen und Abwiegen nicht unbedingt zu meiner Arbeitsweise gehören, habe ich mich genau an die Anleitung gehalten.
Zunächst habe ich die Blätter in einem großen Topf mit Regenwasser übergossen, erhitzt, zum Simmern gebracht und ca. 20min leicht vor sich hin köcheln lassen. Dieser Schritt dient dazu, die in den Blättern enthaltenen gelben Farbstoffe herauszuwaschen.
Das Wasser nimmt eine gelbbraune Farbe an:
Diesen Farbsud habe ich – entgegen den Anweisungen – nicht weggeschüttet, sondern ihn für spätere Verwendung beiseite gestellt. Dazu weiter unter mehr.
Die ausgekochten Blätter habe ich mit ca. 2 Litern Regenwasser aufgegossen, 12g Waschsoda und 6g Hydrosulfit eingestreut und unter vorsichtigem Rühren simmern lassen. Es zeigte sich schon nach kurzer Zeit der typische metallische Schimmer auf der Oberfläche.
Nach ca. 20min. habe ich die Flüssigkeit in einen Sammeleimer abgegossen und zur Seite gestellt. Diesen Vorgang habe ich noch zweimal wiederholt – allerdings jeweils nur mit 6g Waschsoda und 3g Hydrosulfit.
Jetzt hatte ich ca. 6 Liter Färbeflüssigkeit, die ausgesprochen vielversprechend aussah:
Da die Färbeflüssigkeit noch sehr warm war, habe ich direkt im Eimer gefärbt: ca. 150g gut durchfeuchtete Merinofasern, jeweils in mehreren Zügen mit zwischenzeitlichem Lüften. Und das Potenzial der Küpe ist noch nicht ausgeschöpft …
Nun zurück zu dem zu Beginn ausgewaschenen Färbesud: ich habe ihn für eine Heißfärbung benutzt und auf vorgebeizter Merinowolle ein schönes Gelb erhalten:
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit diesem Färbeversuch, gibt dieses Verfahren mir doch die Möglichkeit, das Färbematerial über mehrere Jahre zu sammeln und zu färben, wenn die Zeit dafür vorhanden ist.